Beim Thema „ökologisch Bauen“ fallen schnell die Schlagworte „ökologische Materialien“ und „Energieeffizienz“. Aber es gehören noch viele weitere Aspekte hinzu, die je nach Umfang der Baumaßnahme relevant sind:
Thema Genügsamkeit oder Suffizienz
Je weniger Fläche wir verbrauchen umso weniger Ressourcen werden verbraucht und umso weniger Heizenergie wird zukünftig benötigt.
Wir überlegen also, ob Mehrfachnutzungen eines Raumes möglich sind und welche Raumgröße optimal und notwendig ist.
Elektrik ist ein weiterer Aspekt zur Genügsamkeit: Je weniger Elektronik verbaut wird, umso geringer ist der Stromverbrauch, der auch in Zukunft kaum zu 100% mit regenerativen Energiequellen zu decken sein wird.
Thema Umwelt und Klima
Wenn wir bauen ist eine negative Wirkung auf Umwelt und Klima nicht zu vermeiden: wir versiegeln Erdoberfläche, nutzen Ressourcen und erzeugen Schadstoffe und Luftverschmutzung – nicht zuletzt bei der Nutzung unseres Gebäudes.
Wir können uns bemühen, Materialien zu nutzen, die mit wenig Energieaufwand (und Ausstoß von Schadstoffen) produziert und transportiert wurden.
Wir können einen Teil des täglichen Energiebedarfs vor Ort produzieren.
Wir können durch eine Bepflanzung auf dem Grundstück und auf den Dächern und durch eine Fassadenbegrünung CO2 binden, die Biodiversität fördern, ein gesundes Mikroklima für uns erzeugen und Regenwasser binden. Eine naturnahe Grundstücksgestaltung ist also ein wesentlicher Teil des ökologischen Bauens!
Zur Förderung der Tierwelt sollten Nisthilfen für Vögel und Insekten eingeplant werden.
Wichtig ist auch, mit künstlichem Licht im Außenraum sparsam umzugehen, um Insekten und nachaktive Tiere nicht zu irritieren – was zu ihrem Tod führen kann.
Thema Wohngesundheit
Wir wollen negative Auswirkungen unseres Gebäudes auf uns vermeiden und eine Wohnumgebung (= Lebensraum) schaffen, die unseren menschlichen Bedürfnissen entspricht. Daher werden möglichst überall schadstofffreie (=ökologische) Materialien genutzt, angemessen große Fenster für eine natürliche Belichtung eingebaut, für eine gute Belüftungsmöglichkeit (entweder über Fenster oder über Lüftungsgeräte – verantwortlich ist immer der Nutzer) und – nicht zuletzt – für eine angenehme Raumtemperatur (durch eine gute Wärmedämmung und eine luftdichte Gebäudehülle) gesorgt. Selbstverständlich werden bauphysikalisch optimale Konstruktionsweisen (v.a. diffusionsoffene Bauweisen) genutzt, die Feuchteproblematiken wie Schimmelwachstum verhindern. Es gibt Baustoffe, die positiv auf das Raumklima wirken, indem sie Feuchtigkeit puffern und Schadstoffe aufnehmen können.
Hoffentlich fühlen Sie sich so in Ihrem Zuhause geborgen und inspiriert durch die angenehme Atmosphäre!
Thema Zukunftsfähigkeit
Wir wollen einmal bauen und dann Ruhe haben! Wir nutzen also hochwertige Materialien mit langen Nutzungszeiten. Wichtig ist aber besonders, dass wir bei unserer sorgfältigen Planung an zukünftige Nutzungsmöglichkeiten denken – vielleicht wird einmal eine Wand herausgenommen, aber vielleicht wird auch die Dämmung, der Bodenbelag, die Innentür, die wir eingebaut haben, zukünftig in einem anderen Bauteil weiterverwendet!
Die Reparaturfähigkeit und die Anpassbarkeit der Bauteile sollten auch bedacht werden.
Zukunftsfähigkeit ist immer wirtschaftlich!
Thema Baukultur
Wenn unser Geschmack irgendwann out ist, könnte es zum Abriss eines Materials, eines Bauteils oder sogar eines ganzen Gebäudes kommen. Eine hohe gestalterische Qualität – wenn man sich viel Mühe gegeben und um die Ästhetik gerungen hat – wird meistens auch in Zukunft wertgeschätzt. Oft sind zeitgemäße Planungen auch zeitlos, wenn wir anerkannte Proportionen, Formen und Farben (wenn man diese nicht leicht ändern kann) verwenden. Schaffen wir Architektur, die Zeit und Mode übersteht!
Nur wenn das Gebäude zu seiner Umgebung (in Material und Form) passt, wird es als schön wahrgenommen. Manchmal sind auch Gegensätze schön, aber ähnlich und unpassend würde jeder gerne ändern.
Sind Materialien und Bauteile anpassbar, können sie dem aktuellen Geschmack entsprechend geändert werden.
Fazit
Einige Aspekte sind sehr einfach und ohne große Mehrkosten umzusetzen. Um andere wird man ringen, und manche nicht umsetzen können. Geben wir unser Bestes, Sie als Bauherr, ich als Architekt und alle beteiligten Handwerker – mit Engagement, durchdachter Planung und gewissenhafter Umsetzung!
Literatur- und Leseempfehlungen:
„ökologische Altbau-Sanierung“ von Christian Kaiser, VDE Verlag
„Hauserneuerung“ von Gottfried Haefele, Wolfgang Oed, Ludwig Sabel, ökobuch Verlag